Praxislernen

Für leistungsschwächere oder schuldistanzierte Schüler*innen sind besondere Organisationsformen des Dualen Lernens vorgesehen, wie zum Beispiel das Praxislernen. Hierbei findet ein Teil des Lernens, unter teilweiser Auflösung der Stundentafel und mit verstärktem Praxisanteil, an bis zu drei Tagen außerhalb von Schule an außerschulischen Lernorten statt. Über die Teilnahme sowie deren Umfang und Dauer entscheidet die Klassenkonferenz oder der Jahrgangsausschuss am Ende der Jahrgangsstufe 8.

 

Zielgruppe

Das Format »Praxislernen« richtet sich an Schüler*innen im individuellen 9. oder 10. Schulbesuchsjahr. Unsere Partner sind Integrierte Sekundarschulen (ISS) in Berlin-Wedding und Berlin-Pankow. »Praxislernen« ist besonders geeignet für Schüler*innen,

  • deren Leistungsstand am Ende der Jahrgangsstufe 8 zeigt, dass ein Schulabschluss als stark gefährdet erscheint
  • die durch einen verstärkten Praxisbezug eher gefördert werden können als durch andere Fördermaßnahmen
  • die eine Bereitschaft zur Teilnahme am »Praxislernen« erkennen lassen, so dass ein erfolgreicher Verlauf erwartet werden kann.

Die Schüler*innen weisen alle einen hohen individuellen Unterstützungsbedarf auf und benötigen regelmäßige Wechsel des Settings und didaktischer Methoden. Alle Jugendlichen verbringen viel Zeit mit ihren Smartphones oder anderen digitalen Medien und sind häufig sozial recht isoliert. In den meisten Kontexten erhalten sie wenig positives Feedback. Zur Stärkung des Selbstwertgefühls, des Selbstwirksamkeitserlebens, der Entwicklung von Frustrationstoleranz, Kompromissbereitschaft, konfliktfreier Kommunikation sowie dem Erleben gemeinsamer positiver Momente, setzen wir immer wieder besonders auf bewegungsorientierte und interaktive Aktivitäten.

 

Ziele

  • Erreichung eines Schulabschlusses
  • Unterstützung bei der Entwicklung der persönlichen Lebenswegplanung
  • Entwicklung von Ausbildungsreife
  • Verbesserung der sozialen Kompetenzen

 

Das Konzept

  • zwei (drei) Tage pro Woche im Schulunterricht, drei (zwei) Tage berufliche Orientierung (verschiedene Praktika, diverse Berufsfelder)
  • regelmäßige Besuch der Schüler*innen am Praxisort durch die Praxisanleiter*innen und/oder Lehrkräfte
  • tiefer Einblick ins Berufsfeld: Ein Praktikum dauert mindestens zwölf Praxistage bzw. vier Wochen (Verlängerungen sind möglich).
  • Unterstützung beim Erreichen von Schulabschlüssen (BBR, eBBR, MSA)
  • enge Zusammenarbeit zwischen Lehrkräften, Praxisanleiter*innen, Schüler*innen, Eltern und Praktikumsbetrieben

 

Methodische Schwerpunkte

  • Kompetenzfeststellung der Jugendlichen
  • Bewerbungstraining
  • Betriebserkundungen
  • Begleitung und Unterstützung bei der Praktikumssuche
  • Regelmäßige Auswertung der Praktika und Anpassung nächster Schritte
  • Einübung gesellschaftlicher Umgangsformen
  • Kulturelle und politische Bildung
  • Vorbereitung auf das Erreichen eines Schulabschlusses
  • Unterstützung beim Übergang Schule-Beruf
  • Sozialraumerkundung

 

Betriebliche Praktika

Die Jugendlichen erhalten im Rahmen des Praxislernens die Möglichkeit, neben der verkürzten konventionellen Beschulung, individuelle Unterstützung beim Kennenlernen von Berufsfeldern und Absolvieren von betrieblichen Praktika. Wir suchen für sie Angebote, bei denen sie eigene Interessen entwickeln, Fähigkeiten nutzen und praktische Tätigkeiten ausüben können.

Unsere Praxisanleiter*innen unterstützen die Schüler*innen bei der Verbesserung ihrer kognitiven Fähigkeiten. Durch praktische Tätigkeiten soll ihnen der Zugang zum theoretischen Lernen erleichtert, ihre Motivation gestärkt werden, sich am Unterricht in der Schule wieder zu beteiligen. Wir wollen erreichen, dass die Jugendlichen den Ehrgeiz entwickeln, einen Schulabschluss zu erzielen. Sie erhalten umfangreiche Informationen oder durchlaufen Kurzpraktika in von ihnen ausgewählten Berufsfeldern, um so einen Überblick über die dort gestellten Anforderungen zu gewinnen. Danach entscheiden sie sich möglichst für einen Berufsbereich, in dem sie in der Regel bis zum Ende der Praxislerngruppe verbleiben können. Sie werden von den Praxisanleiter*innen sowie den zuständigen Lehrkräften bezüglich der Betriebsauswahl beraten und unterstützt.

Die Praktika, bzw. die berufsorientierende Beratung erfolgen an zwei bis drei Tagen der Woche, der Schulunterricht an den übrigen Tagen in der Stammschule der Jugendlichen.